„Make it Simple!“ lautet mein neuester Wahlspruch beim Produzieren
Alle Menschen -mich eingeschlossen- versuchen doch ganz gerne einen bestimmten Hack herauszufinden, der ihnen bei der Lösung aller Probleme hilft, um möglichst schnell ans Ziel zu kommen.
Der Neandertaler griff zum Speer, unsereiner zur richtigen DAW.
Hierbei hab ich mich ja für Logic entschieden. Dafür gabs Gründe:
-Ich hab gut 2 Jahrzehnte mit Windows und Cubase verbracht. Systemabstürze, Treibersuchen, Blue Screens inklusive. Rechnet man mal spasseshalber die Zeit nach, die man damit verbringt sein Soundsystem ans Laufen zu bringen, statt sie kreativ zu nutzen, kommt man auf eine ziemlich traurige Bilanz. Der Computer sollte ja schließlich alles einfacher und schneller machen. Mit Apple und Logic hab ich diesen unliebsamen Zeitfaktor schon mal auf ein übersichtliches Niveau heruntergeschraubt.
-Die meisten Musikerkollegen nutzen ebenfalls Logic. Kompatibilität ist ein überaus wichtiger Punkt. Man trifft sich ja nicht mehr im Proberaum, arbeitet dezentral und nicht immer alle zur gleichen Zeit.
-Zu meinem 50. Geburtstag schenkte mir meine Familie ein iPad, mit dem ich komplett in Garageband und die Apple Welt abtauchen konnte. Ideen sammeln, komponieren ging jetzt überall. Und da sich die Files problemlos in Logic zur Weiterverarbeitung öffnen lassen, ist es schlichtweg ein Träumchen für jeden Musikschaffenden!
Aber kommen wir zurück zum Punkt: den Produktionsprozess
Die erste goldene Regel, die dabei zu beachten ist: Es gibt keine Regeln!
Einfach mal an die tausenden von YouTube Tutorials, die sich mit Musikproduktion beschäftigen denken und dabei nicht ausser acht lassen, daß die Ersteller der Videos aus komplett anderen Genres stammen.
Klar ist ein Bass mit Sidechain zur Kick ne Supersache. Hat aber in der Rockmusik nix verloren. Der NY Kompression Trick für Drums und Bass ist ebenso ne ganz feine Sache. Aber ein Jazz Trio damit zu behelligen? Lieber nicht. In der ernsten Musik, in der ich auch mal eine Zeit lang beruflich tätig war findet man keine Kompressoren. Das Produktionsteam der Deutschen Grammophon kommt sogar extra mit einem Balance Engineer zu den Aufnahmen um die Pegel der Instrumente anzugleichen.
Damit will ich allerdings nicht behaupten das Anschauen dieser Videos sei sinnlos und verschwendete Zeit. Aus jedem guten Tutorial lassen sich immer bestimmte Punkte herausfiltern, die bei der eigenen Entwicklung wichtig sind und die man besser im Hinterkopf abspeichert. Eine generelle Problemlösung gibt es jedoch nicht. Hierfür ist die musikalische Welt zu vielfältig und erfordert nun mal genrespezifisches Eingreifen.
Seit nunmehr anderthalb Jahren sitze ich hier in meinem kleinen Studio und arbeite immer noch an den Bandsound der frankieband. Hatte zwar zwischendurch immer kleine Abstecher in EDM, Hip Hop, Crossover gemacht. Blieb aber dennoch fest an diesem Bandprojekt dran, weil ich immer noch nicht den Sound gefunden hatte, den ich eigentlich gerne hören würde.
Zum x`ten Mal hab ich neue Konfigurationen für die einzelnen Audiosignale entwickelt. Mal komplett auf SSL Channels, mal auf Neve, mal mit historischen Plugins, mal mit hochmodernen. Doch am Ende klang das Ergebnis in meinen Ohren immer noch verbesserungswürdig.
Darin kann man sich komplett verlieren!
Aber keine Angst, die Zeit war dennoch sinnvoll genutzt, denn ich habe mir dadurch auch die Skills angeeignet, die man von einem flexiblen Soundengineer erwartet.
In der letzten Zeit erst bin zu der Erkenntnis gelangt, daß so wie im richtigen Leben, die Musikproduktion im bestimmte zu trennende Bereiche zu unterteilen ist:
Die Komposition als solche, in der man sich austobt, experimentiert, entwickelt.
Das Abmischen als isolierter Prozess, bei dem man im Grund wie der bereits oben erwähnte Balance Engineer agiert
Und das Mastern. Also den Verfeinerungsprozess, der dem Sound den letzten Schliff verleiht.
Also keep it simple! Vermischt nicht ständig die Bereiche und konzentriert euch gut vorbereitet auf den jeweiligen Arbeitsprozess.
Meine Herangehensweise werde ich in folgenden Artikeln mal darlegen und hoffe, daß ihr euch auch davon etwas für euren eigenen Prozess mitnehmen könnt.
to be continued